Huawei MatePad Pro im Test

Huawei MatePad Pro im Test

Huaweis Android-Tablet MatePad Pro soll es dank Stift und Tastatur ermöglichen, unterwegs sowohl produktiv als auch kreativ zu sein. Wie gut das trotz fehlender Google-Dienste klappt, haben wir uns angesehen.

Um Android-Tablets ist es in den letzten Jahren immer ruhiger geworden. Der Markt wird von Windows- und iOS-Geräten dominiert. Android hingegen läuft meist nur noch auf günstigen Einsteiger-Tablets. Einzig Samsung und Huawei bedienen noch die Mittel- und Oberklasse. Das MatePad Pro von Huawei ist ein solches Premium-Tablet. Erweitert um Tastatur und Eingabestift, soll es unterwegs ein Notebook obsolet machen. e-media hat das komplette Set getestet.

Hochwertige Hardware

Mit einem Preis von rund 550 Euro zählt das MatePad Pro zu den teuersten Android-Tablets am Markt. Für Tastatur und Stift kommen noch einmal rund 220 Euro dazu. Der Preis spiegelt sich in der Ausstattung und der Verarbeitung wider. Das MatePad Pro ist 460 Gramm leicht, wirkt äußerst hochwertig und sorgt nicht nur dank sehr schmaler Ränder und der mit Glasfasern beschichteten Rückseite für ein Premium-Feeling in der Hand. Der hochauflösende Bildschirm ist hell und hat einen sehr guten Kontrast. Beim Prozessor hat sich Huawei für den Kirin 990 entschieden – das Top-Modell aus eigenem Haus. Zusammen mit 6 GB RAM sorgt er für flüssige und ruckelfreie Bedienung. Beim Sound muss naturgemäß auf einen kräftigen Bass verzichtet werden – ansonsten ist die Wiedergabe aber klar, kräftig und bietet im Querformat guten Stereo-Effekt.

Ein 7.250 mAh starker Akku sorgt dafür, dass das MatePad Pro beim Surfen, Videoschauen und Textetippen über zehn Stunden durchhält. Das Tablet lässt sich kabellos aufladen, ebenso kann es auch selbst andere Geräte drahtlos laden. Von der technischen Seite her gibt es somit nichts zu meckern. Verarbeitung, Display, Soundqualität und Akkulaufzeit des Tablets sind top.

Praktisches Zubehör

Der M-Pencil liegt angenehm in der Hand und ermöglicht präzise handschriftliche Eingaben. Dank der Druckerkennung eignet er sich auch hervorragend zum Malen und Zeichnen. Bei Nichtgebrauch lässt sich der Stift an der Seite des Tablets ablegen, wo er magnetisch gehalten und geladen wird.

Praktisch, wenn auch nicht komplett überzeugend, ist das Huawei Keyboard. Die magnetisch andockbare Tastatur hat einen sehr kurzen Tastenhub und – zumindest beim Testgerät – eine ungenaue Space-Taste, bei der seitliche Tastendrucke nicht immer erkannt wurden. Für kurze Notizen ist sie ausreichend, das Tippen längerer Texte macht aber keine Freude.

Über eine Schaltfläche in der oberen Leiste wechselt das Tablet in eine an Windows erinnernde Oberfläche, in der Apps in Fenstern ausgeführt werden, was die parallele Nutzung mehrerer Apps erleichtert. Zusammen mit der Tastatur kommt hier durchaus etwas Laptop-Feeling auf. Da das Keyboard kein Trackpad bietet, ist in diesem Modus eine Bluetooth-Maus für die Bedienung von Vorteil.

Erschwertes Arbeiten

Bilder und Videos ansehen, Websites, PDF-Dokumente und Texte lesen, Spiele spielen – für den Medienkonsum ist ein Android-Tablet hervor­ragend geeignet. Auch Apps, bei denen mit dem Stift gezeichnet oder geschrieben wird, laufen auf dem MatePad Pro ausgezeichnet. Und solange nur E-Mails beantwortet, kleinere Texte geschrieben oder simple Bildkorrek­turen durchgeführt werden, eignet sich das MatePad Pro ohne Weiteres als Notebook-Ersatz.

Wer jedoch „klassisch“ arbeiten möchte, wird schnell von Windows-Geräten bekannte Tools, ein vollwer­tiges MS Office, Photoshop oder fürs Büro benötigte Software vermissen. Es gibt natürlich zum Teil Alternativen, doch mit den Windows-Versionen können diese in Sachen Funktionsumfang nicht mithalten. Hier tun sich sehr schnell unüberwindbare Grenzen auf.

Für Huawei kommt erschwerend hinzu, dass das chinesische Unternehmen wie bereits bei den neuen Smartphones auch beim MatePad Pro ohne Googles PlayStore auskommen muss. Apps finden sich in der deutlich spärlicher ausgestatteten Huawei-AppGallery oder in alternativen Stores, die manuell nachinstalliert werden müssen. Fehlende Dinge wie die google-eigenen Dienste, die Unterstützung für Push-Benachrichtigungen und der Zugang zu gekauften Apps stören dabei am Smartphone mehr als am Tablet. Umgekehrt verhält es sich mit kostenpflichtigen Streaming-Diensten. Da der Widevine-Kopierschutz nicht unterstützt wird, laufen Filme und Serien nur in SD-Qualität, was am Phone eher verschmerzt wird als am großen Tablet-Display. Jeder Käufer muss sich daher im Klaren sein, dass ein Android-Tablet ohne Google-Software zahlreiche Einschränkungen und die Notwendigkeit für diverse „Work­arounds“ mit sich bringt.

Fazit: Hardwareseitig hat Huawei beim MatePad Pro hervorragende Arbeit geleistet. Sofern man mit den angebotenen Apps auskommt oder es schafft, die benötigten Applikationen nachzuinstallieren, erhält man ein hochwertiges Medienkonsumgerät, das sich in gewissen Bereichen auch als leichtes und kompaktes Arbeitsgerät eignet. Dass das MatePad Pro ein Notebook vollkommen ersetzt, darf man sich jedoch nicht erwarten. Die App-Situation auf Android-Tablets an sich sowie das Fehlen der Google-Dienste machen einen Strich durch diese Rechnung.

Huawei MatePad Pro

➜ 10,8 Zoll LCD (2.560 x 1.600 Pixel)
➜ Android 10 (ohne Google-Dienste)
➜ 6 GB RAM, 128 GB Speicher, NM Card
➜ CPU: HiSilicon Kirin 990
➜ 13-Mpx-Hauptkamera, 8-Mpx-Frontk.
➜ WLAN ac, BT 5.1, GPS
➜ 258,7 x 171,8 x 7,3 mm, 460 g
➜ Preis: ca. € 550,– (ohne Zubehör)

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